Startseite / Katalog / Politik + Kultur / Kritische Einführungen / Adultismus

Ein kleines Buch in Einfacher Sprache für Jugendliche zum Thema findet sich hier.

Rassismus und Sexismus sind als Herrschaftsverhältnisse und Formen der Diskriminierung ebenso allgegenwärtig wie (formal) geächtet. Wie aber verhält es sich mit der kaum thematisierten Macht, der junge Menschen unterworfen sind? Kinder und Jugendliche erleben Adultismus auf vielfältige Weise: als Geringschätzung, Missachtung, Entwürdigung, Entwertung, Unterstellung, Stigmatisierung, Vereinnahmung, Überwältigung, Fremdbestimmung, Unterwerfung, Benachteiligung oder Bestrafung. Bei manchen führt Adultismus zu Unsicherheit und Selbstentwertung, bei anderen zu Frustration und Widerstand. Wiederum andere resignieren, verstummen oder geben den erlebten Schmerz an Schwächere weiter. Adultismus versteckt sich häufig sogar hinter Handlungen und Maßnahmen, die vorgeben, dem Schutz junger Menschen zu dienen. Er ist in fast allen Gesellschaften so alltäglich, dass er selten als Problem wahrgenommen wird. Auch in den Wissenschaften ist er bisher kaum untersucht worden.

Die Autoren blicken auf Adultismus als Diskriminierungsachse, aber auch als strukturelles Machtverhältnis, das sich etwa in Institutionen, Raumgestaltung oder Politik eingebrannt hat. Sie zeigen mit vielen Beispielen, in welchen Formen er auftritt und das Zusammenleben zwischen jungen und älteren Menschen beeinflusst. Sie erklären, wie er zustande kommt und sich immer wieder erneuert. Sie zeigen aber auch Wege auf, wie ihm der Boden entzogen werden kann, durch Erwachsene ebenso wie durch Kinder und Jugendliche selbst, im Privaten und Beruflichen wie im Politischen.

Die Autoren verstehen ihr Buch als eine Anregung zum Handeln, für eine Gesellschaft, in der nicht länger Mächtige über Ohnmächtige herrschen, in der junge Menschen und zukünftige Generationen zu ihrem Recht kommen.

Leseproben

Autor*innen

Manfred Liebel hat sich, seit er vor mehr als 50 Jahren das Buch »Schülerselbstbefreiung« veröffentlichte, mit dem ungleichen Machtverhältnis zwischen erwachsenen und jungen Menschen auseinandergesetzt. Als langjähriger Professor für Soziologie an der TU Berlin widmete er sich vornehmlich der Kindheits- und Jugendforschung. Angeregt durch seine Erfahrungen in der »Educación Popular« mit Kindern und Jugendlichen in Lateinamerika gab er den Anstoß zur Gründung des Masterstudiengangs »Childhood Studies and Children’s Rights« und war bis in die jüngste Zeit dessen Leiter, zunächst an... [mehr]

Philip Meade fragt sich seit der Schule, wie Adultismus funktioniert, auch wenn er freilich das Wort damals nie in den Mund nahm. Nachdem er feststellte, dass seine Sozialpädagogik-Ausbildung und Erfahrungen als Schulsozialarbeiter hierfür nicht ausreichten, studierte er Kinderrechte. Unter anderem hat er langjährig als Kinderrechts-Beauftragter in der Berliner Jugendhilfe und als Dozent im Masterstudiengang »Childhood Studies and Children’s Rights« gearbeitet. Er hat den Verein ProNATs – zur Unterstützung arbeitender Kinder mitgegründet und ist Mitglied im Beirat der National... [mehr]

Pressestimmen

  • »Die Autoren analysieren, wie Adultismus die Erwachsenen-Kind-Beziehung prägt, und sie zeigen, wie tief verankert die Abwertung und Unterwerfung von Kindern in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft sind.« (Stefan
    Dietl, Konkret, 5/2023)
  • »Das Buch ist nicht einfach zu lesen, was weniger mit Stil oder Inhalt zu tun hat als mit der Materie und dem bisherigen Stand ihrer wissenschaftlichen Durchdringung und gesellschaftlichen Diskussion: ›Eine adultismusfreie Gesellschaft ist für die meisten Menschen schwer vorstellbar.‹ (S. 344) Manche werden sich beim Lesen mit eigenem Fehlverhalten konfrontiert sehen, viele werden innere Widerstände überwinden müssen, vermutlich alle werden mit neuen Gedanken konfrontiert.« (Werner Rätz, ila, 463, März 2023)