Bertz + Fischer Verlag

Das packende Gegenstück zum Vorgängerroman The Call of The Wild: Ebenfalls aus der Sicht eines Tieres geschrieben, erzählt White Fang die Geschichte einer Domestizierung. Der Titelheld wird als Jungtier seinem Rudel entrissen, von Indianern zum Schlittenhund abgerichtet und schließlich an einen skrupellosen Veranstalter von Hundekämpfen verkauft. Der junge Weedon Scott rettet ihn vor dem sicheren Tod und wird sein neuer Herr.

Nurture or nature? In der klassischen Streitfrage schlägt sich Jack London in White Fang nicht eindeutig auf eine Seite. Zwar ist der Roman über die Domestizierung eines wilden Tieres eine genaue Studie darüber, wie ein Individuum von seiner Umwelt geprägt wird. Doch obwohl der Titelheld und Ich-Erzähler, halb Wolf, halb Hund, am Ende ein vorbildlicher Freund und Helfer des Menschen geworden ist, verliert er seine wölfische Wildheit nicht ganz – wie eine der letzten Szenen des Romans offenbart, in der er seinen Herrn in einem Kampf auf Leben und Tod vor einem entlaufenen Mörder schützt.
Wie sein Vorgänger The Call of the Wild ist also auch dieser Roman, der sich wie das genaue Gegenstück liest – statt zurück zur Natur verschlägt es den Helden hinein in die Zivilisation – weit mehr als eine spannende Abenteuer- und Tiergeschichte. Auch White Fang handelt von Gegensätzen, die für den Autor, gleichermaßen beeinflusst von Darwin, Nietzsche und Marx, lebenslang ungelöste ideologische Zwickmühlen blieben. Das mitleidlos durchgesetzte Recht des Stärkeren zum Beispiel, das London am Kapitalismus kritisierte, stellt er gleichwohl als ewig gültiges Naturgesetz dar. Auch der Gegensatz zwischen Sozialismus und Individualismus – oder vielmehr: die Frage, ob dies notwendig ein Gegensatz ist – ist Thema in White Fang. Doch ganz unabhängig vom politischen Diskurs ist das Buch mit seiner detailreichen Beschreibung des Klondike-Goldrauschs und des Lebens der nordamerikanischen Indianer auch ein fasznierendes historisches Porträt.

Die Hörbuchreihe ORIGINAL + UNGEKÜRZT präsentiert Klassiker und Meisterwerke der Weltliteratur, und zwar in der englischen Originalfassung, an die selbst gute Übersetzungen nicht heranreichen können. Hervorragende, teils mehrfach ausgezeichnete Sprecher lassen Stil und Atmosphäre der Originale lebendig werden. Ausnahmslos werden die Werke in voller Länge gelesen: Es gibt keine Kürzungen und Verfälschungen, wie man sie gerade bei Klassikern häufig findet. Wo möglich, folgen die Lesungen dem Text wissenschaftlicher Editionen. Dank des mp3-Formats passen die bis zu 15-stündigen Lesungen auf nur eine CD. Als Bonus gibt es den kompletten Originaltext als PDF-Datei. Verweise auf die Audiotracks in der PDF-Fassung ermöglichen bequemes Mit- oder Nachlesen, und die Einteilung der Lesung in kurze Tracks von 5 Minuten erlaubt schnelles Navigieren.

John Lee hat über 100 Hörbücher verschiedener Genres gelesen. Daneben ist er als Synchronsprecher für Animationsserien tätig. Er war Theaterschauspieler an Bühnen in Seattle und San Diego sowie Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent des mehrfach ausgezeichneten Independent-Films BREATHING HARD.

Autor*innen

Jack London wurde 1876 in San Francisco geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und jobbte u.a. als Zeitungsboy, Fabrikarbeiter und Austernpirat. Als Matrose auf einem Robbenfänger gelangt er bis nach Japan und Sibirien und beginnt im Anschluss zu schreiben. Lebt als Tramp, politisiert sich angesichts der Massenarmut und seines Selbststudiums von Marx u.a. und wird zu einem führenden Sozialisten Amerikas. Als einer der ersten Goldsucher im Klondike-Goldrausch von 1897 kehrt er krank zurück und schreibt zahlreiche Alaska-Geschichten. Er bricht aber immer wieder zu Reisen... [mehr]