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Der Band wurde 2018 auf die Shortlist für den »Willy-Haas-Preis« (Auszeichnung einer bedeutenden internationalen Publikation zum deutschsprachigen Film bzw. zum Film in Deutschland) gewählt.

Von den großen Dokumentaristen des 20. Jahrhunderts war Joris Ivens (1898–1989) einer der bedeutendsten. Er filmte auf allen fünf Kontinenten, stellte sein Können und seine Kunst in den Dienst jener Sache, die er für sich als die einzig richtige erkannt hatte: die Befreiung des Menschen von kolonialem Joch, von Faschismus, Krieg und Imperialismus. In seinen Filmen zeigte er sich dem Credo seines Freundes Brecht verpflichtet: »Ändere die Welt, sie braucht es.«
Rund zwanzig Jahre lang war Ivens’ Schaffen eng mit der DEFA und der DDR verbunden. Für die DEFA realisierte er fünf internationale Projekte, darunter LIED DER STRÖME (1954), DIE WINDROSE (1956) und, gemeinsam mit dem Schauspieler Gérard Philipe, die erste ostdeutsch-französische Gemeinschaftsproduktion DIE ABENTEUER DES TILL ULENSPIEGEL (1956). Er inspirierte und begleitete das Leipziger Dokumentarfilmfestival von dessen Gründung bis in die späten 1960er Jahre. Er wurde geliebt und gefeiert, zum Professor und zum Ehrendoktor der Leipziger Universität ernannt. Er war Ehrenmitglied des Clubs der Filmschaffenden und des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR sowie Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Bis es zu einem Bruch kam, der nie mehr verheilen sollte. Alles in allem ein heute weithin unbekanntes Kapitel nicht nur seines Lebens, sondern auch der Film- und Kulturgeschichte der DDR, ja der deutschen Geschichte insgesamt.
In seinem Buch entwirft Günter Jordan das Porträt eines faszinierenden Menschen und Künstlers, beschreibt die Produktionsgeschichte seiner DEFA-Filme und untersucht deren Wert und Wirkung. Aus zahlreichen bisher unveröffentlichten bzw. schwer zugänglichen Dokumenten entsteht das Bild eines engagierten Mannes, der in einer zerrissenen Welt Solidarität, Humanität und Freundschaft vorlebte. Zugleich erweist sich Jordans Ivens-Text als ein Diskussionsbeitrag zum Ethos des engagierten Dokumentaristen und wird zu einer Parabel, die weit über die historischen Vorgänge hinaus bis in die Gegenwart reicht.

Leseproben

Autor*innen

Günter Jordan, Jg. 1941, Studium der Slawistik, Geschichte und Pädagogik, Lehrer, Regiestudium an der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg, Regisseur im DEFA-Studio für Dokumentarfilme, ab 1992 freier Filmemacher. 1990 Promotion an der Humboldt-Universität Berlin über den frühen DEFA-Dokumentarfilm und die DEFA-Wochenschau DER AUGENZEUGE. Veröffentlichungen in Zeitschriften (Sonntag, Film und Fernsehen, BFF), Close Up (Konstanz), Ivens-Magazin (Nijmegen), in den Jahrbüchern der DEFA-Stiftung (Berlin 2000–2005) und in »Bilder einer gespaltenen Welt« (Berlin 2007);... [mehr]

Pressestimmen

  • »Ein beeindruckendes Buch.« (Hans Helmut Prinzler)
  • »Ein akribisch recherchiertes Werk, so spannend wie aufschlussreich.« (Frank Arnold, epd film)
  • »Eine sehr lebendig erzählte Geschichte, unbeschadet der Fülle des verarbeiteten Archivmaterials. [...] Die Verhältnisse, die Jordan beschreibt, kennt er selbst aus nächster Nähe: Er hat, wie Ivens, einige Jahre lang für das DEFA-Studio für Dokumentarfilme gearbeitet. Diese Erfahrung schlägt sich in seinem Buch nieder. Obschon aus sorgfältiger wissenschaftlicher Arbeit hervorgegangen, hält es sich von der amtsstubenhaften Diktion der Wissenschaft wohltuend fern. Dem Filmemacher Ivens und seiner Kunst kommt Günter Jordan so nahe, wie es mit einem Buch eben möglich ist.« (Christoph Hesse, Medienwissenschaft 1/2019)