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Mit Filmen über Ernst Thälmann und Karl Liebknecht, für die er die Drehbücher schrieb, wurde Michael Tschesno-Hell in der DDR bekannt. Noch dazu hatte er den Verlag Volk und Welt gegründet und trat als teils gefürchteter Kulturfunktionär auf. Sein Leben und Werk enthalten ein anregendes Stück Zeitgeschichte. Überzeugter Kommunist, schloss er sich in jungen Jahren der KPD an. Er emigrierte nach Paris, in die Schweiz, wo er mit Hans Mayer und Stephan Hermlin die Flüchtlingszeitschrift »Über die Grenzen« herausgab. Ideologisch war er außerstande, die einstmals erlangten Begriffe seiner Weltwahrnehmung neuen Realitäten anzupassen. Die Treue zur Partei, erst zur KPD, dann zur SED, stellte er über alles, was ihn künstlerisch behinderte. Leichtfertig werden seine Filme heute als pure Propaganda abgehakt, doch sie sind, genau betrachtet, politische Romanzen. Mit DER HAUPTMANN VON KÖLN in der Regie von Slatan Dudow gelang ihm außerdem eine bitterböse Satire auf militaristische Tendenzen in der jungen Bundesrepublik.

Leseproben

Autor*innen

Ralph Hammerthaler, geboren am 2. Dezember 1965 in Wasserburg am Inn, lebt als Schriftsteller in Berlin. Er veröffentlichte die Romane »Alles bestens« (2002), »Aber das ist ein anderes Kapitel« (2007), »Der Sturz des Friedrich Voss« (2010) und »Komplizen« (2016), zudem Stücke und Opernlibretti. 2006/2007 war er Gastdramaturg an der Berliner Schaubühne; er ist Socio Honorario des Teatro Sombrero Azul in Mexico City. [mehr]

Pressestimmen

  • »Das Buch erzählt auch DDR-Kulturgeschichte. (...) Tschesno-Hells Beispiel handelt von Linientreue. Hammerthalers Buch zeigt, wie schwer die zu finden ist.« (Matthias Dell, der Freitag)
  • »Hammerthaler hat sich mit Akribie und Verstand auf die Spuren Michael Tschesno-Hells begeben.« (Detlef Kannapin, junge Welt)
  • »Ich hätte nicht gedacht, dass man über Tschesno-Hell ein so interessantes Buch schreiben kann.« (Hans Helmut Prinzler)
  • »Hammerthaler umspielt seinen faszinierenden Protagonisten lieber nonchalant und zuweilen spöttisch mit Deutungen und Fragezeichen, als ihn ›festzunageln‹. In seiner informativen, spannenden und gut lesbaren Abhandlung stellt er Widersprüche in den Raum, lässt sie effektvoll schillern und hält sich mit Urteilen zurück, obwohl sie nicht selten nahezuliegen scheinen. Damit weckt er Interesse, ja Neugier – und den Wunsch, dass eines Tages doch noch eine umfassende Biographie erscheinen möge, in der Tschesno-Hell auch selbst ausführlich zu Wort kommt.« (Christina Fischer, uz)
  • Rezension von Günter Agde auf HSozKult